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5. Ostersonntag - Muttertag

„Euer Herz lasse sich nicht verwirren“(Joh 14,1). Eine kostbare Perle im Schatz der Heiligen Schrift!

 

Noch nie habe ich eine derartige Verwirrung erlebt wie in den vergangen acht Wochen. Nur aus den Erzählungen meines Vaters weiß ich, dass es eine noch verwirrtere Zeit gab, als er Ende 1944 mit 15 Jahren – also fast noch ein Kind – als Soldat einberufen wurde. So eine schreckliche Zeit nehme ich natürlich nicht als Vergleich her. Aber in meinem eigenen Leben gab es noch nie so skurrile Erfahrungen wie jetzt. Das allgegenwärtige Wort mit dem Anfangsbuchstaben „C“ hat die Menschheit buchstäblich in Verwirrung gebracht. Inzwischen geht es nicht mehr rein um Gefährdung unserer Gesundheit. Täglich begegnen wir einem Nebeneinander von Expertisen, die unsere Ratlosigkeit selten auflösen, sie vielmehr oft verstärken.  

 

Selbst in kleinen dörflichen Gemeinden gibt es extreme Positionen, was den Umgang mit „C“ anbelangt: Von „Macht doch die Türen auf“ bis hin zu „Macht alles dicht“ gibt es jede Bandbreite von Einschätzung der Gefahr. Das Schwierigste ist das Maßhalten zwischen hysterischer Angst und frecher Sorglosigkeit. Gibt es jemanden unter uns, der nicht verwirrt ist?

 

Solange diese Verwirrung im „Außen“-Bereich bleibt, ist sie zwar real aber nicht bedrohlich. Bedrohlich wird sie, wenn wir sie in unser Inneres einlassen. Diesen inneren Bereich möchte Jesus für uns freihalten, wenn er sagt: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren.“ Mit Herz ist jener Platz in uns gemeint, wo nur wir zuhause sind. Nichts und niemand soll dort Zutritt haben; außer, was und wen wir selber dort hinein lassen.

 

In unser Herz soll also keine Verwirrung eindringen. Jesus erklärt auch, warum wir gelassen bleiben dürfen. Weil wir den Glauben haben! Glaubt an Gott und glaubt an mich“ (Joh 14,1). Wenn Gott der  Mitbewohner unseres Herzens ist, lässt seine Gegenwart die Verwirrung nicht zu. Unser Gottesglaube erfährt durch Jesus eine solche Zuversicht, dass wir mit ihm alle Belastungsproben bestehen werden.

 

 

Es scheint, dass unser Gott auch mütterliche Züge aufweist. Wenn wir als Kinder von der Schule heimkamen und unseren schulischen Frust durch das geduldige Zuhören unserer Mutter loswurden, war unser Herz wieder für  einige Stunden von Verwirrung befreit. Wieviel mehr vermag das unser Gott, dem wir vertrauen.

 

(c) Pfarrer Christoph Haider