Eine Schülerin plauderte aus dem Nähkästchen: Mama und Oma haben einen Streit gehabt. Es war so: Mama wollte dem kleinen Bruder etwas schenken. Er hätte nur bis zum Geburtstag warten müssen. Aber Oma hat es schon besorgt und es ihm gleich geschenkt. Deshalb haben Mama und Oma miteinander gestritten.
Von diesem Einzelfall abstrahiere ich ins Allgemeine. Das war doch die Situation vieler Omas und Mütter in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Kinder mussten nie lange auf etwas warten. Irgendwoher kam das Ersehnte und es kam bald. Wenn es ein Wunsch war, dessen Erfüllung in der Nähe nicht verfügbar war, machte das nichts aus. Wir waren ja global aufgestellt. Made in Japan oder China stand dann auf dem Produkt. Wenn das eigene Konto nicht ausreichte, gab es die Variante über Oma oder Leasing.
Das war recht praktisch und funktionierte bis vor kurzem gut. Allerdings mit einem Nebeneffekt. Wir alle, ein zwei Generationen von Menschen, haben dadurch die Hoffnung verlernt. Denn Hoffnung hat mit Geduld zu tun.
Der Apostel Paulus baut im Römerbrief folgende Kette der Beweisführung auf: Er beginnt mit seiner eigenen Erfahrung. Er erlebt Schwierigkeiten, es gibt widrige Umstände, es ist um ihn herum eng geworden. Diese unangenehmen Zustände nennt Paulus Bedrängnis. Er sieht das nicht negativ, sondern als einen Anlass, um Geduld zu lernen. Die Geduld ist sozusagen die Bewährungsprobe. Da zeigt sich, wo du im Leben stehst. Hast du aus- und durchgehalten, dann bist du in deinem Leben um ein Stück reifer geworden. Die Geduld hat dich stark gemacht. Diese Stärke nennen wir Hoffnung.
Jetzt aber Paulus im Originalton: „wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen“ (Röm 5,3,4).
(c) Pfarrer Christoph Haider